Stimmen zur Charta

Der Schienentransport ist systembedingt klimafreundlich, energiesparend und nachhaltig. Dazu sagte Michael Theurer, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) und Beauftragter der Bundesregierung für den Schienenverkehr, in einem Interview im VDV-Magazin im Juni 2023:

„Bereits heute leisten die Eisenbahnen einen starken Beitrag zum Klimaschutz – Schienentransporte benötigen nur 18 Prozent der Energie eines Transports auf der Straße.“

Die Schiene verbraucht zudem weniger Fläche und kann dazu beitragen, den Verkehr auf Fernstraßen, aber auch auf Kommunalstraßen zu entlasten. Die Gleisanschluss-Charta soll für eine positive Entwicklung des Schienengüterverkehrs eine stärkere Fokussierung der verkehrspolitischen Diskussion auf die wesentlichen Schlüsselfunktionen von Gleisanschlüssen, kundennahen Zugangsstellen und regionalen Eisenbahninfrastrukturen lenken.

VDV-Vizepräsident Joachim Berends

„Die Gleisanschluss-Charta 2024 baut auf die Version von 2019 auf. Viele Vorschläge wurden bereits umgesetzt oder sind in konkreter Bearbeitung. Bei einigen Themen bedarf es eines neuen Impulses, weil wenige bis keine Fortschritte erkennbar sind. Und es sind neue Themenfelder hinzugekommen. Lassen Sie uns in den kommenden Jahren gemeinsam an der Umsetzung der konkreten Maßnahmenvorschläge arbeiten.“

Joachim Berends · VDV-Vizepräsident Schienengüterverkehr

Christoph Kraus Wirtschaftsförderung · Stadt Lauda-Königshofen

„Die Stadt Lauda-Königshofen (Main-Tauber-Kreis) prüft derzeit die Möglichkeit, einen bestehenden Gleisanschluss zu einer multifunktionalen Umschlaganlage für den Schienengüterverkehr auszubauen. In diesem Zuge wurde mit Unterstützung des Kompetenzzentrum Güterverkehr der NVBW ein Fragebogen entwickelt, mit dem der potenzielle Bedarf ermittelt wurde. So erhielt die städtische Wirtschaftsförderung ein präzises Bild vom quantitativen Bedarf sowie den logistischen Erfordernissen. Dieses Know-how erlaubt es uns nun, auf potenzielle Betreiber zuzugehen.“

Christoph Kraus · Wirtschaftsförderung · Stadt Lauda-Königshofen

„Wir haben im Jahr 2021 eine Machbarkeitsstudie durch ein fachkundiges Beratungsunternehmen durchführen lassen, um die konkreten Möglichkeiten zur Verkehrsverlagerung auf die Schiene in unserem Landkreis Miltenberg untersuchen zu lassen. Was ist dabei herausgekommen? Die im Landkreis angesiedelten Unternehmen möchten die Schiene sehr viel stärker nutzen und haben auch die Transportpotenziale dafür. Voraussetzung ist aber, dass die Infrastrukturkapazitäten „vor der Haustür der Unternehmen“ erhöht werden. Die Studie enthält konkrete Vorschläge für effektive Infrastrukturmaßnahmen bei der DB InfraGO und deren positive Auswirkungen auf den Klimaschutz.“

Jens Marco Scherf · Landrat · Landkreis Miltenberg

„Unsere Kunden im Hafen möchten die Schiene noch sehr viel stärker nutzen. Dafür müssen aber Engpässe in der öffentlichen Infrastruktur beseitigt werden. Wir wünschen uns hier bedarfsgerechte Finanzierungsinstrumente für die vorgelagerte Eisenbahninfrastruktur in den Häfen und bei der DB InfraGO.“

Volker Molz · Hafendirektor · Hafenverwaltung Kehl KdöR

„Ja es wird gefördert und das ist auch gut so! Aber die Betreiber von Gleisanschlüssen und multimodalen Verladestellen erleben unverhältnismäßig viel Bürokratie und werden mit Risiken konfrontiert, die es nur im Schienengüterverkehr gibt. Den Verladern geht es jedoch um die bestmöglichen Logistikketten und nicht um einen Verkehrsträger, daher muss hier der Benchmark Straße auch im Sinne der Rahmenbedingungen beachtet werden. Diese müssen für Zugangsstellen zur Schieneninfrastruktur dringender einfacher werden, wenn wir diese sichern und ausbauen wollen.“

Dr. Agnes Eiband · Geschäftsführerin · ERFA Gleisanschluss GmbH

Friedrich Gitterle · Geschäftsführer · AnschlussBahnProfis Ingenieurbüro GmbH

„Wir begleiten bereits seit vielen Jahren Unternehmen beim Neu- und Ausbau des eigenen Gleisanschlusses in Deutschland. Gleisanlagen sind systembedingt teurer als Straßenanlagen. Und für die Bahnverladung werden eigene Umschlageinrichtungen und zusätzliche Flächen benötigt. Die Gleisanschlussförderung ist eine große Hilfe, um diese Wettbewerbsnachteile zu verringern und Verkehre auf die Schiene zu verlagern. Seit der ersten Förderrichtlinie haben sich bereits viele Bedingungen für die Antragsteller verbessert. Die Charta benennt weitere Verbesserungsmöglichkeiten und lädt den Bund zur Umsetzung dieser Vorschläge ein.“

Friedrich Gitterle · Geschäftsführer · AnschlussBahnProfis Ingenieurbüro GmbH

„Das Einzelwagensystem ist ein unverzichtbarer Bestandteil in der Transportlogistik der mittelständisch geprägten Wirtschaft in Siegen-Wittgenstein. Unsere heimischen Unternehmen sind zwingend auf Transporte von Wagengruppen, einzelnen Waggons und den Kombinierten Verkehr angewiesen, schließlich sind die meisten von ihnen nicht in der Lage, das Volumen für Ganzzüge zu stemmen. Einzelwagenverkehre sind folglich existenziell notwendig für die Logistik von Nordrhein-Westfalen stärkster Industrieregion Südwestfalen.“

Andreas Müller · Landrat · Kreis Siegen-Wittgenstein

„Um Verkehre auf der Schiene zu halten und um zusätzliche Verkehre auf die Schiene zu bringen, braucht der Schienengüterverkehr disruptive technische Innovationen und die dazugehörigen Rahmenbedingungen, die diese Innovationen fördern und zu einer schnellen und effizienten Umsetzung führen. Sehr große Potentiale haben beispielsweise modulare Fahrzeug- und Behältersysteme, mit denen die Flexibilität in der Logistikkette und die Attraktivität der Schiene deutlich erhöht werden kann.“

Dr. Thorsten Bieker · Vice President · Bulk Logistics & Site Services

„Mehr als 50 Verbände haben die Charta mitgezeichnet, auch unser Verband als Interessensvertreter der Deutschen Industrie. Die konkreten Vorschläge der Gleisanschluss-Charta sind das Ergebnis eines intensiven Austausches zwischen verladender Wirtschaft, Logistikbranche, Bahnsektor und staatlicher Institutionen. Sie bieten eine exzellente Grundlage zur Stärkung von Gleisanschlüssen und multimodalen Verkehren. Wir laden alle in der Charta genannten Akteure ein, sich an der konkreten Umsetzung der Vorschläge zu beteiligen.“

Holger Lösch · Stellvertretender Hauptgeschäftsführer · Bundesverband der Deutschen Industrie e. V. (BDI)

Anemon Strohmeyer, VERBAND DER DEUTSCHEN HOLZWERKSTOFFINDUSTRIE e.V. (VHI)

„Der Carbon Footprint unserer Industrie hängt relativ stark am Transport. Daher ist die Reduzierung der Transportemissionen eine unserer großen Aufgaben und dies wird nur mit der Schiene gelingen. Die in der Charta gesetzten Punkte sind aus Industriesicht sehr gut gesetzt, insbesondere zunächst bei der Ermittlung der Engpässe anzusetzen und dann auf einen starken Wissensaustausch zu setzen. Denn klar ist auch: Verkehrstransformation ist keine Einbahnstraße, kein Lieferdienst, sondern daran müssen alle Akteure tatkräftig mitwirken.“

Anemon Strohmeyer · Geschäftsführerin · Verband der Deutschen Holzwerkstoffindustrie e. V. (VHI)